Sebastian Werle und Sebastian Treiber hören auf:
Zwei Pfaffengrunder Fußball-Asse sagen Adieu
Mittelfeld und Sturm: Was beide den Spielern jeweils an Technik und Talent abverlangen, sind zwei Paar Stiefel: je nachdem, ob diese den ihren Schuhspitzen vorauseilenden Fußball passgenau zum Mitspieler schießen, ob sie ihn direkt im gegnerischen Tor versenken oder auf dem Weg, vielleicht auch Umweg dorthin schlau herumspitzeln müssen. Aber: Kämpfernaturen mit Instinkt und Weitsicht braucht es auf all diesen Positionen, denn Ziel sämtlicher Pässe und Bomben bleibt zuletzt immer dies gegnerische Tor. Dort muss er hinein, der Ball, sonst wird’s kaum etwas mit Sieg, Punkten oder gar Aufstieg. Genau diesem magischen Ort namens Tor kehrten nun der Mittelfeld-Regisseur Sebastian Treiber (links) und der Bomber Sebastian Werle (rechts) vom TSV Pfaffengrund den Rücken und schnürten ihre Fußballschuhe letztmals auf, um sie an den berühmten Nagel zu hängen.
Eigentlich wären unzählige solcher mit Stollen bewaffneten Paare aufzuhängen, wollte man bildlich einigermaßen stimmig den Beitrag der beiden Führungsspieler würdigen, die als unermüdliche Kämpfer auf und neben dem Spielfeld Fußballgeschichte für ihren Stadtteil geschrieben haben: Auf 224 Spiele und 85 Tore für den TSV bringt es der ehrgeizige Beißer und Knipser Sebastian Werle (39), der, obwohl Musterbild einer Kämpfernatur und entsprechend oft – auch schwer – verletzt, nie eine rote Karte und nur ein einziges Mal Gelb/Rot gesehen hat, auf über 300 Matches mit 50 Toren der Mittelfeld-Stratege und Motivator Sebastian Treiber (36) mit nahezu derselben reinen Weste und lediglich einem zweiten Gelb/Rot.
Wie gesagt: Mit Hilfe zweier stellvertretender „Paar Stiefel“ wurde nun ein Schuh draus – aus diesem ihrem endgültigen Abschied vom aktiven Sport. Die Betonung beim Adé liegt aber auf „aktiv“. Weder dem Sport an sich noch gar ihrem Verein werden sie den Rücken kehren, an beiden hängen die Herzen der im Pfaffengrund geborenen wie auch hier lebenden Fußballasse und keineswegs an besagtem Nagel.
Zu den schon kurz angedeuteten Großtaten der sportlerischen Schwergewichte neben dem Spielfeld zählt vor allem ihr unvergessener Beitrag zur buchstäblichen Rettung des Fußballs im Pfaffengrund: Als man sich 2021 vom bis dahin amtierenden Trainer trennen musste und wirklich die höchst beklagenswerte Not am Mann war, hielten sie ihre Mannschaft als spielende Trainer und Motivatoren 17 Partien lang über Wasser und bemühten sich zudem zusammen mit der Abteilungsleitung um eine vorzeitige Amtsübernahme des neuen Trainerduos Orf/Steeb.
Sebastian Treiber, im bürgerlichen Beruf Verwaltungsfachangestellter beim Landratsamt Rhein-Neckar, organisierte nicht nur sein Mittelfeld, sondern bewährte sich stets auch in der Kabine als Motivator aller Kameraden und seit zwei Jahren darüber hinaus in der Rolle des Team-Managers. Seine recht persönlich geprägten Zugaben als Kümmerer und Motivator, der sehr viel rings um die Mannschaft organisiert hat, wird er unseren -seinen- Fußballern gewiss auch in Zukunft nicht vorenthalten. Sebastian Werle, von Beruf Industrie-Elektroniker bei Daimler Trucks in Mannheim, will ebenfalls
helfen, wenn Not am Mann ist, zunächst aber erst mal Distanz zum Spielbetrieb gewinnen, zumal er beim TSV auch in der Tennisabteilung aktiv ist.
Beiden verdienten Sportkameraden gilt die ungeteilte Dankbarkeit des gesamten Turn- und Sportvereins 1949 Pfaffengrund wie auch der alten und jungen Fußballfans in Stadt und Stadtteil.