Der Pfaffengrund ist aufgestiegen
Nach einer Supersaison spielt der TSV nun in der Kreisliga
Ja, natürlich, das wissen wir schon, wir Fußballfans im Pfaffengrund: Bayern München ist deutscher Meister. Mal wieder, aber diesmal knapp wie nie in einem indirekten Herzschlagfinale gegen den Erzrivalen Dortmund. Etwas allerdings noch viel Wichtigeres wissen wir ebenfalls schon: als Augenzeugen, vom Hörensagen oder aus der Tagespresse, etwa dem vor Lob und Bewunderung strotzenden Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung über den „Wahnsinns-Aufstieg des TSV Pfaffengrund“. Ebenfalls in einem Herzschlagfinale, einem direkten allerdings sogar, schlug die Mannschaft des TSV den unmittelbaren Aufstiegskonkurrenten FC Frauenweiler auswärts mit 4:3. Wir steigen somit als Vizemeister zusammen mit Meister Heidelberger SC in die Kreisliga auf – verdient aufgrund einer „grandiosen Rückrunde“, wie der Co-Trainer dieses letzten Gegners, Christian Silbereis, gratulierend bestätigte.
Sie war ein Krimi, ganz und gar, diese letzte Partie bei der über 200 Fans aus unserem Stadtteil ihre Elf lautstark und unübersehbar unterstützten. Der Pfaffengrund ging dreimal in Führung, einmal sogar mit zwei Toren. Frauenweiler glich zweimal aus und war, überraschend erstarkt, zuletzt in langer, gefühlt allzu langer Nachspielzeit dem neuerlichen Ausgleich und damit laut Tabellensituation dem Aufstieg selbst sehr nahe.
Aber das Glück blieb uns treu, vor allem auch unserem mit stolzen 29 Saisontreffern glänzenden Supertorschützen Tim Wink, der auch diesmal, beim achten Sieg in Folge, sage und schreibe drei Treffer landen konnte.
Glück? Natürlich, aber: Es war, das sei mit Nachdruck gesagt, eben das vielgerühmte Glück des Tüchtigen. Wie an dieser Stelle schon berichtet, hatten sich Abteilung und Kader vergangenes Jahr wild entschlossen aus einer verdammt engen Krisensituation befreit und in bedrohlicher Lage mit dem neuen Trainerteam Patrick Orf/Maximilian Steeb wieder Stück um Stück eine vielversprechende Zukunft aufgerissen: Schon in der Hinrunde ging es bald spürbar aufwärts, und zwar bis auf Platz vier zuletzt sogar. Mit der besten Performance des gesamten Wettbewerbs gelang in der Rückrunde dann der Spurt nach ganz oben. Schlussbilanz der gesamten Saison 22/23 in nüchternen Zahlen: 70 Punkte, 23 Siege in 30 Spielen, 43mal Elf der Woche, Vizemeister.
Dieser Erfolg hat eine Reihe von Vätern – nicht solche der Kategorie des bekannten Sprichworts, sondern beim Erringen desselben real existierende. Aber er hat vor allem auch eine Mutter: Birgit Müller, die, als der Pfaffengrunder Fußball am Abgrund gestanden hatte, beherzt die Abteilungsleitung übernahm und die richtigen Weichen stellte. Was mochte in ihrem Kopf vorgegangen sein, als sie nach dem Endspiel unter frenetischem Beifall nun die Aufstiegs-Trikots an ihre Jungs verteilen konnte?
Viel ist über dieses denkwürdige Endspiel geschrieben worden. Ein ganz besonderes war aber auch das Spiel davor, das letzte Heimspiel, das mit 4:0 gegen den 1. FC Mühlhausen II endete. Es war trotz des tollen Ergebnisses ein Spiel der gemischten Gefühle – nicht etwa wegen irgendwelcher Ereignisse zwischen An- und Abpfiff, sondern aus ganz anderen Gründen: Das Match konnte seit langem erstmals wieder auf dem großen Spielfeld stattfinden – und dies sogar vor deutlich imposanterer Kulisse als in den letzten Jahren üblich. Unter spontanem Applaus ebendieses stattlichen Publikums marschierten die beiden Mannschaften mit Einlaufkindern aus den Nachwuchsgruppen der Pfaffengrunder Fußballer ein. Nun zum traurigen Teil der Gefühlsmischung: Unser Team spielte nach einer Schweigeminute für die verstorbene Trainer-Legende Erwin Kühnle mit Trauerbinde. Manch einer der vielen Gäste, die ihn noch gekannt haben, mag dabei sein ernstes Schweigen mit erfreulichen Erinnerungen belebt haben.
Zu guter Letzt noch eine weitere Variante der Mixtur: Vier zugleich lachende und weinende Augenpaare von Pfaffengrunder Fußballern, die in der kommenden Saison als Aktive nicht mehr zur Verfügung stehen und deshalb vor Anpfiff von Abteilung (Dirk Sailer und Klaus Fiederling) und Gesamtverein (Martina Gernold-Kunzler und Günter Bitsch) auf dem Spielfeld verabschiedet und geehrt worden sind: die Urgesteine Sebastian Treiber und Sebastian Werle (siehe gesonderten Bericht) sowie Georg Schuberth, der in seine Heimat im Havelland zurückkehrt, und Trainer Maximilian Steeb, der als äußerst kompletter Spieler und Springer im Bedarfsfall die Mannschaft von unterschiedlichen Positionen aus zum Erfolg brachte, sich aber kürzlich einen dermaßen komplizierten Ellenbogenbruch zugezogen hatte, dass sein Rückzug als aktiver Akteur unausweichlich blieb.
Bilder:
Bildquelle für alle Aufnahmen: TSV