Den Staffelstab weitergereicht
Martina Gernold-Kunzler führt jetzt den TSV Pfaffengrund / Standing Ovations für den bisherigen Vorsitzenden
Der TSV 1949 Pfaffengrund e.V. hat für die Herausforderungen der nächsten Jahre entscheidende Weichen gestellt: Sein Erster Vorsitzender, Günter Bitsch, übergab nach jahrzehntelanger erfolgreicher Arbeit die Führung in die jüngeren Hände von Martina Gernold-Kunzler und trat selbst als nunmehr Stellvertretender Vorsitzender in die zweite Reihe zurück.
Dieses Amt eines Zweiten Vorstands hatte bislang Almut Rose inne, die nach ebenfalls langjährigem Engagement aus privaten Gründen nicht mehr kandidierte. Die neue Vorsitzende war bis dahin als Schriftführerin in der Vereinsführung präsent. Ihr folgt nun Moritz Wüstrich.
„Wandel oder Beständigkeit“ lautete für die Mitgliedschaft also keineswegs die Alternative, als sie in der Jahreshauptversammlung am 8. Juli im Pfaffengrunder Gesellschaftshaus den neuen Vorstand wählte. Sie folgte dem viel klügeren Plan eines „Sowohl als auch“: Fortschritt ohne Kontinuität wäre Leichtsinn, Beständigkeit ohne Veränderungsbereitschaft sogar Dummheit.
Genau nach diesem Motto hatte Günter Bitsch den TSV Pfaffengrund zusammen mit seinen jeweiligen Vorstandskolleginnen und -kollegen über Dekaden hinweg immer wieder erneuert und dabei zu einem großen, bei aller Tradition eben auch modernen Sportarten genauso wie neuen gesellschaftlichen Entwicklungen aufgeschlossenen Mehrsparten-Sportverein ausgebaut. Zu Klassikern wie Turnen, Fußball, Tennis etc. bis hin zum Kegeln gesellten sich Nachbarn wie Kampfsport, Cricket sowie gesellschaftlich bedeutsame Leistungen wie Behindertensport, Sport mit Flüchtlingen oder das Kooperationsprogramm Schule/Kindergarten/Verein.
Solche Errungenschaften hob die Nachfolgerin in der Laudatio auf ihren Vorgänger hervor, der sich seit 1964 und vor allem in den 40 Jahren seines Vorsitzes als Meister der Vernetzung, des Verhandlungsgeschicks und der Weitsicht über den Verein, den Pfaffengrund und die Region hinaus verdient gemacht habe: u.a. auch als Gründungsmitglied des Kommunalen Arbeitskreises Turnen und Sport (KAKTuS) und im Sportausschuss der Stadt Heidelberg. Sie dankte dem Schwergewicht der Heidelberger Sportszene im Namen aller Mitstreiter: „Dich zeichnet eine unwahrscheinliche Verlässlichkeit und Hartnäckigkeit, ein enormes Organisationstalent und ein riesiges Netzwerk aus. Und deine Fähigkeit, in aller Ruhe zu vermitteln, war in Konfliktsituationen oftmals das Zünglein an der Waage, damit sich die Wogen schnell wieder glätten konnten.“
Mit Standing Ovations wurde Günter Bitsch, die allseits geschätzte Institution des Heidelberger Sports, von der versammelten Mitgliedschaft aus dem Amt verabschiedet.
Aber eben, wie eingangs betont, nur aus jenem Amt ganz vorn. Mit seiner Expertise dient er dem Verein nunmehr aus der zweiten Reihe. Die beiden zur Staffelübergabe erforderlichen Wahlgänge unter der jeweiligen Leitung von Bernd Bockmeyer und Josef Gimber erfolgten einstimmig wie auch die Bestätigung der Dritten Vorsitzenden Andrea Thum, der Hauptkassiererin Ute Öhlschläger, der Kassenprüfer Bianca Lenhard-Burkart und Wolfgang Rein und die Wahl des neuen Schriftführers Moritz Wüstrich. Auch die von ihren jeweiligen Abteilungen gewählten Abteilungsleiter wurden von der Hauptversammlung einstimmig bestätigt.
Ein bewegter Rückblick
Zuvor hatte der Noch-Vorsitzende in einem sehr bewegten Rückblick nicht nur seinen Vorgänger Karl-Heinz Horstmann, den Vorstandskollegen Robert Böhm und Weggefährten wie Rudi Mockwa, Kurt Gernold, Johannes Janssen, Hans Kramer, Rudi Kränkel, Eugen Hecker, Herbert Weiß, Gabi Treiber, Monika Schmitt, Bianca Lenhard-Burkart gewürdigt, sondern zudem allen Mitgliedern wie auch den aktuell Verantwortlichen und Leistungsträgern und Unterstützern gedankt. Das betraf Trainer, Helfer und Abteilungsleiter, ferner „Wolfgang Rein für seine hervorragende und gewissenhafte Unterstützung in Sachen Mitgliederverwaltung und Matthias Rein, unserem Webmaster der Vereinshomepage“. Er resümierte: „Der Einzelne ist nur so gut wie seine Mannschaft. Bei uns wurden aus Mitstreitern und Sportkollegen Freunde. Deshalb waren wir erfolgreich. Und dafür bin ich besonders dankbar“.
Zum Wachwechsel beim TSV ließ Günter Bitsch natürlich dessen Geschichte Revue passieren und hob dabei wichtige Eckpunkte hervor, etwa den Bau der Kegelbahnen und der Gaststätte, ferner die zum Bau des Gesellschaftshauses geleisteten Vorschläge und Planungsbeiträge, die Gründung der Abteilungen Kegeln, Tennis, Behindertensport, Kraftsport und Cricket und die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Schulen mit dem allseits beliebten Leuchtturm namens „Pfaffengrunder Sport- und Spielfest“. Und dann galt es natürlich die historischen sportlichen Highlights in Erinnerung zu rufen: zwei Deutsche Jugendmeister im Turnen, einen Deutschen Meister im Kegeln, den Aufstieg der Kegler in die Bundesliga und Erfolge der Kampfsportler als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft bei Europameisterschaften als besonders herausragende Spitzen.
Städtische Sportanlage Hauptproblem
Bitsch ging auch auf zahlreiche aktuelle Themen ein: Als besonders dringlich bezeichnete Günter Bitsch Sanierungsmaßnahmen an der Städtischen Sportanlage im Pfaffengrund. Ihr Zustand sei schlichtweg desolat: „Mittlerweile besteht sogar Verletzungsgefahr beispielsweise bei Benutzung des Hauptspielfeldes“. Man habe der Stadt und den Gemeinderatsfraktionen eine Mängelliste überreicht und nach ersten Begehungen mit Gemeinderäten, städtischen Verantwortlichen und dem Sportkreis durchaus den Eindruck, dass auch die Kommune großen Handlungsbedarf sehe. Im vereinseigenen Bereich stehe indes nun für September die Betonsanierung der Kegelbahn-Außenwand an, ferner auch die Klimatisierung der Küche in der Vereinsgaststätte
Zu den erfreulichen News zählte Günter Bitsch die vielversprechende Entwicklung in der Fußballabteilung, deren Erste Mannschaft den Klassenerhalt geschafft hat. Ein neues Trainergespann und neue Spieler, auch zum TSV zurückgekehrte frühere, gäben Anlass zu Optimismus.
20 Jubiläen: Treue ist eine feste Währung
Die wichtigsten Währungen bei einem Sportverein heißen – je nach Sportart – Punkte, Zeiten, Tore, Holz etc. allesamt Messgrößen für Erfolg. Die wichtigste Währung ist dennoch die Treue. Sie sagt Entscheidendes über den Geist des Vereins, über den Zusammenhalt und über das, was den TSV Pfaffengrund zu der Selbstbeschreibung berechtigt: „…wo Sport Spaß macht!“ 20 Frauen und Männer konnten in der Jahreshauptversammlung für langjährige Mitgliedschaft geehrt werden, an der Spitze für sage und schreibe 70 Jahre Ingrid Gernold, Konrad Gimber und Karlheinz Hecker sowie für 60 Jahre Dieter Apfel, Heinz Klimt und Hermine Täubert. Ein halbes Jahrhundert TSV werfen Traudel Schmitt und Peter Wink in die Waagschale der Treue, 40 Jahre Andreas Feigenbutz, Manfred Feigenbutz, Harald Herrmann, Thomas Katzenberger, Doris Link, Jürgen Riedel und Monika Schmitt. Für 25jährige Mitgliedschaft wurden fünf Turnerinnen und Turner geehrt: Josef Gimber, Ingeborg Kron, Marc-Lukas Müller, Anette Schmitt und Nina Schweigert.
Noch-Vorsitzender Günter Bitsch, der einleitend mit einer Gedenkminute an die drei hochverdienten verstorbenen TSV-Mitglieder Werner Reichenbach, Dieter Zimprich und Klaus Hadeball erinnerte, hatte die Ehrungen mit seinen Vorstandskolleginnen Martina Gernold-Kunzler, Ute Öhlschläger und Almut Rose vorgenommen. Almut Rose selbst wurde für ihr langjähriges Engagement im Dienste ihres TSV ebenfalls gewürdigt und zum Ehrenmitglied ernannt. Günter Bitsch: „Ali, wir alle schulden Dir Dank und höchsten Respekt für Deinen Einsatz“.
Hauptkassiererin Ute Öhlschläger konnte nicht nur einen ausgeglichenen, durch die Prüfung von Bianca Lenhard-Burkart und Wolfgang Rein umfassend bestätigten Kassenbericht vorlegen und erläutern, sondern einen, der trotz aller pandemiebedingten Einnahmeausfälle auch Fortschritte bei durchaus kostenintensiven Projekten, etwa Sanierungsarbeiten am Vereinsheim, dokumentierte.
Die Abteilungen in Zeiten von Corona
Wie nicht anders zu erwarten, hatten die Abteilungsleiter in ihren Jahresberichten vor allem darüber zu informieren, was von all den sonst regelmäßigen oder auch ursprünglich als außerplanmäßiges Highlight vorgesehenen Aktivitäten leider der Pandemie, d.h. den Lockdowns oder den Hygienemaßnahmen der Teillockdowns, geopfert werden musste.
Dennoch gab es auch Erfreuliches zu nennen, etwa von Abteilungsleiter Julian Zimprich die Vervollständigung des nunmehr zwanzigköpfigen Trainer- und Helferteams der Turner, von Holger Beyer den starken Mitgliederzuwachs der Tennisabteilung und den Aufstieg mehrerer Mannschaften in die Oberliga (Damen 1 und 40, Herren 50 und 65), zudem von Birgit Müller den frischen Wind bei den Fußballern, die den nach früheren Unstimmigkeiten zwischen Coach und Team höchst gefährdeten Klassenerhalt unter kompetenter Führung durch die neuen Trainer Patrick Orf und Maximilian Steeb in einem beeindruckenden Endspurt doch noch packen konnten. Dagegen, so die Jugendleiterin der Fußballer, Doris Seigerschmidt, in ihrem Aufruf, brauchten die jungen und ganz kleinen Fußballer noch dringend Unterstützung durch weitere Trainer und Betreuer, um die Jugendarbeit weiterhin in der richtigen Breite und für Altersklassen maßgeschneidert florieren zu lassen. In ihrer zweiten jahrelangen Funktion, nämlich als Abteilungsleiterin Kegeln, konnte Birgit Müller trotz aller Einschränkungen im Spielbetrieb über gute Platzierungen der Mannschaften im Bezirk Nord berichten. Nur 62 Holz über die komplette Runde hätten der Ersten Mannschaft zum Platz 1 gefehlt. Für den Bereich Kegeln ist übrigens künftig Nicole Charchour verantwortlich, und zwar mit Volker Sauer als Stellvertreter.
Auch bei den Kampfsportlern gab es Zuwachs, und zwar um sieben Einsteiger bei der Kindergruppe. Abteilungsleiter Bernd Giovannini kündigte zudem einen Lehrgang mit 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern für Oktober in der Turnhalle der Galen-Schule an. Der Cricket-Abteilungsleiter Yasir Noman konnte bei den Aktivitäten auf die Ausrichtung eines Hallenturniers 2021 durch die hiesigen Athleten auf Landesebene verweisen, bei dem die TSV-Mannschaft den dritten Platz erreichte. Einem Angebot der Stadt, künftig Spiele in Patrick Henry Village auszutragen, habe man nach genauer Prüfung nicht folgen wollen, sondern zum Ausdruck gebracht, dass der Pfaffengrund „unser Heimsportplatz ist und wir auch in Zukunft dort unsere Spiele ausrichten werden“.